In Unterschleißheim beginnen Bohrarbeiten im

Valentinspark

Dienstag, 27. November 2001

 

Gut Ding braucht Weile. Das musste auch die GTU Geothermie Unterschleißheim AG, eine 100 %-ige Eigengesellschaft der Stadt, feststellen. Doch jetzt wird es ernst. Das Bohrkonzept steht. Alle notwendigen Formalitäten und Auflagen des Bergamtes sind erfüllt. Zusätzlich zum Eigenkapital der Projektgesellschaft in Höhe von 2 Mio € hat die Stadt Unterschleißheim eine weitere Kapitaleinlage in Höhe von 4,5 Mio € als Vorausleistung für die bisher fehlenden staatlichen Fördermittel bereitgestellt. Die Finanzierung des Projekts ist damit gesichert, so dass jetzt auch der Auftrag für die Förder- und Reinjektionsbohrung erteilt werden konnte, der ein Gesamtvolumen von 3 Mio € umfasst und den ersten großen Investitionsblock betrifft.

Aufgrund der Auswertung der Haimhauser Bohrung zur Erkundung von Erdölvorkommen vor einigen Jahren ist nach Ansicht der Geologen davon auszugehen, dass aus nordwestlicher Richtung kommend eine sog. Blattverschiebungslinie im Untergrund des Malmkarstes diagonal durch das Unterschleißheimer Ortsgebiet in Richtung Südosten verläuft. Bei dieser Linie handelt es sich um eine sog. horizontale Gebirgsverschiebung im Untergrund. Zusätzlich laufen im Untergrund verschiedene Störungslinien, die eine vertikale Verschiebung des Untergrundgebirges darstellen. Aufgrund dieser Situation erscheint die Fläche nördlich des Sees in der Mitte des Valentinsparkes nach Ansicht der Geologen als ein besonders geeigneter Bohrplatz.

Von der Eschenstraße aus wird deshalb derzeit eine Baustellenzufahrt zum Bohrplatz geschaffen. Anschließend wird der 40m x 70 m große Bohrplatz eingerichtet. Die Transporte und der Baustellenverkehr werden auf ein Mindestmaß beschränkt, lassen sich aber nicht ganz vermeiden, ebenso wenig wie kurzfristige Behinderungen beim An- und Abtransport von Ausrüstungsmaterial. Die vorhandene fußläufigen Verbindungen innerhalb des Parks, die auch eine Schulwegfunktion haben, bleiben weiterhin benutzbar oder werden um die Bohrstelle herumgeführt. Nach etwa 4 Monaten zum Beginn des Frühjahres, wenn die Bohrarbeiten komplett mit den Pumpversuchen abgeschlossen sind, wird der alte Zustand wieder hergestellt. Außer einem Deckel, über den unterirdischen Pumpenschacht wird nichts mehr von der Bohrstelle zu sehen sein.

Auf dem Bohrplatz werden das Bohrgerät und mehrere Baucontainer aufgestellt sowie eine Rohr- und Gestängelager errichtet. Danach wird mit einem speziellen, kleineren Bohrgerät der erste Teil der Bohrung, das sog. Standrohr bis in eine Tiefe von 24 m gesetzt und verankert. Dann wird das eigentliche, große Bohrgerät mit Bohrturm und allen anderen Einrichtungen einer Tiefbohrung aufgestellt. Dies wird bis vor Weihnachten erfolgt sein, so dass nach den Feiertagen im neuen Jahr die Tiefbohrung beginnen kann. Während der Feiertage wird nicht gearbeitet.

Die zweite Bohrtour wird bis in 550 m Tiefe niedergebracht, mit einer Stahlverrohrung ausgebaut und im Gebirge fest verankert. Die dritte Bohrtour wird dann bis zum Beginn der geologischen Formation, in der das heiße Grundwasser erschlossen werden soll, in rd. 1.630 m Tiefe geführt und wiederum verrohrt. Erst dann beginnt die eigentliche Erschließung des Geothermievorkommens, nämlich die Bohrung in die Kalkstein-Formationen des oberen Jura (Malm). Die Bohrarbeiten, das Bohren und das Einbauen der Rohrtouren, muss ohne Unterbrechung erfolgen, d.h. in einem 24h-Betrieb. Die Maschinen und Geräte sind maximal schallgedämmt und auch die Erstellung des Bohrplatzes wird einen hohen Schallschutzgrad umsetzen, doch werden sich typische Bohrgeräusche, insbesondere beim Ein- und Ausbauen des Bohrgestänges nicht vermeiden lassen. Diese speziellen Arbeiten dauern nur wenige Stunden und werden, so alles planmäßig abläuft, außerhalb der Ruhezeiten erfolgen. Dennoch wird es nicht ganz vermeidbar sein, dass es für eine begrenzte Zeit zu Beeinträchtigungen kommt, wofür die Stadt jetzt schon um Verständnis bittet.

Zur Information der interessierten Bürger plant die GTU AG in Zusammenarbeit mit der betreuenden Ingenieurgemeinschaft und dem Bohrunternehmen eine "InfoBox Geothermie Unterschleißheim" einzurichten, in der laufend über die aktuellen Bohrdaten und mit Schautafeln über die Bohrtechnik informiert wird. Vom Dach der "InfoBox" aus können die Bohraktivitäten beobachtet werden. In wieweit die Bohrung dann fündig ist und das Erschließungsziel erreicht hat, d.h. ausreichend heißes und verfügbares Grundwasser erschlossen hat, wird durch einen Pumpversuch ermittelt. Dies ist, so alles nach Plan verläuft, Ende Februar/Anfang März 2002 der Fall. Bis dahin kann man dem Vorhaben nur "Glück auf!" wünschen und sich in Geduld üben, denn wie der alte Bergmannsspruch besagt: " Vor der Pieke ist es duster!". Ist die gewünschte Fündigkeit in der TH1 erreicht, wird die Bohranlage auf den zweiten Bohrplatz am Gelände an der Kreuzstraße umgesetzt und die zweite Bohrung fertig gestellt. Auch in dieser Bohrung überprüft ein Pumpversuch den Erfolg. In diesem Fall wird das Schluckvermögen der Bohrung ermittelt.

Danach kann dann der spätere Betrieb getestet werden, d.h. die Förderung und die Wiedereinleitung in den beiden Bohrungen. Dies wird etwa Mitte des Jahres 2002 der Fall sein. Bis dahin sind dann auch die anderen Bauaktivitäten z.B. die Energiezentrale und das Rohrleitungsnetz in vollem Gange.

Mit dem jetzigen Bohrbeginn wird der Grundstein für das finanziell aufwendigste Umweltschutzprojekt der Stadt gelegt. Die Folge wird eine erhebliche Senkung des CO2 Ausstoßes und damit ein herausragender Beitrag zum Klimaschutz sein.

Lageplan Bohrplatz im Valentinspark

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