Die Bohrung
Die Stadt Unterschleißheim ging bei der Bohrung erstmals neue Wege. Bisher war es üblich, die Förder- und Reinjektionsbohrung in unmittelbarer Nachbarschaft auszuführen. Der Nachteil hierbei: Die Biegung der ableitenden Reinjektionsbohrung – um das abgekühlte Thermalwasser weiter entfernt von der Förderbohrung wieder in den Untergrund zu leiten – ist technisch sehr aufwendig. Aus diesem Grund wählte die GTU zwei verschiedene Standorte für die beiden Bohrungen.
Die Förderbohrung wurde aus hydrogeologischen Gründen in den Valentinspark gelegt. Hier befindet sich die einzige geologische Optimalkonstellation in Unterschleißheim zur Förderung von ausreichend heißem Thermalwasser.
Die Reinjektionsbohrung (TH2) zur Rückführung des abgekühlten Thermalwassers wurde in den Bereich des Biotopes Lohhof Süd, Kreuzstraße/Hartwiesen, einer weiter südlich gelegenen Malm-Kalkstein-Scholle installiert.
Die beiden knapp zwei Kilometer voneinander entfernten Bohrungen sind durch oberflächennah verlegte, gut isolierende glasfaserverstärkte Kunststoffrohrleitungen mit der Energiezentrale verbunden.
Die Vorteile:
- Kein Einsatz von teuren gebogenen Brunnenkonstruktionen.
- Unkompliziertere Wartung und Instandhaltung
- Einfachere und vor allem sichere Messergebnisse in den Bohrungen
Das Bohrverfahren
- Mittels Spülbohrung wurde Meter für Meter der Hohlraum für die Rohre geschaffen. Diese wurden in verschiedenen Rohrabschnitten (Rohrtouren oder -sektionen), deren Durchmesser sich teleskopartig verjüngten – eingebracht.
- Die Spezialrohre, so genannte Casings, wurden mit gasdichten Verbindern zusammengefügt. Anschließend wurde der Zwischenraum zur Bohrlochwand zur Abdichtung von Gesteinsschichten und Flüssigkeiten mit Zement aufgefüllt.
Die beiden Bohrungen TH1 und TH2
Förderbohrung (TH1) im Valentinspark
- 19. Dezember 2001 feierlicher Festakt zur Fertigstellung des Bohrplatzes und der Bohranlage
- 28. Januar 2002 bohrt sich der Meißel erstmals in den Untergrund
- Fündigkeit nach 137 Tagen Bohrzeit am 12. Juni 2002
Bohrdaten Förderbohrung TH1
Bohrphase | Bohrtiefe in Meter | erreicht am | Zeitdauer ab Beginn |
---|---|---|---|
Standrohr | 25 | 17.12.2001 | |
1. Rohrtour | 425 | 15.02.2002 | 9 Wochen |
2. Rohrtour | 556 | 24.02.2002 | 10 Wochen |
3. Rohrtour | 1554 | 26.03.2002 | 14 Wochen |
Thermalwasserträger | 1961 | 15.04.2002 | 17 Wochen |
Spülen / Pumpen / Säuerung | 27.04.2002 - 15.05.2002 | 21 Wochen | |
100 Stunden Pumpversuch | 30.05.2002 - 04.06.2002 | 23 Wochen | |
Feststellung Fündigkeit | 12.06.2002 | 2 |
Reinjektionsbohrung (TH2) Kreuzstraße / Hartwiesen
- Bohrstart am 2. Oktober 2002, Bohrzeit 80 Tage
- Fündigkeit am 12. Dezember 2002
- Die endgültige Bohrtiefe beträgt 2002 Meter
Vorteilhafte Lage der beiden Bohrstellen
Sowohl bei der Förderbohrung im Valentinspark als auch bei der Reinjektionsbohrung im Gewerbegebiet Hartwiesen gab es kaum Verkehrsbeeinträchtigungen und Lärmbelästigungen. Grüngebiete und Biotope – soweit betroffen – wurden weit möglichst geschont und wieder hergestellt.
Auch hier gab es wie bei der Förderbohrung im Valentinspark weder Verkehrsbeeinträchtigungen noch Lärmbelästigung, da sich die Bohrstelle auf unbebautem Gelände befand. Der Brunnenschacht, die Brunnenstube mit dem Brunnenkopf sowie die gesamte Regel-, Steuerungs- und Sicherheitseinrichtungen für die Förderbohrung TH1 befinden sich unterirdisch im Valentinspark. Die Einrichtungen zur Stromversorgung der Förderpumpe wurden in den bereits bestehenden Wall am Rande des Valentinsparks integriert. So stören keine baulichen Veränderungen die Parklandschaft. Für die TH2 konnten der Brunnenkopf, die Brunnenstube und diverse Sicherheitseinrichtungen gut in das Gewerbegebiet Hartwiesen integriert werden.

Pumpversuch und Fündigkeit
Am 30. Mai 2002 – ein knappes halbes Jahr nach Beginn der Förderbohrung – wurde das erste Thermalwasser mit 79 Grad Celsius und einer Schüttmenge von 70l/s in rund 100 Stunden Pumpversuch gefördert.
Vor rund 10.000 Jahren war dieses geförderte Thermalwasser als Regen niedergekommen. So lange braucht es, bis der Niederschlag in diesen Tiefen angekommen ist. Die Temperatur für das rückläufige Wasser der Reinjektionsbohrung beträgt zwischen 55 und 59 Grad Celsius.
Nach der Fündigkeit von heißem Wasser – also nach Abschluss der Bohrung – sind für die berg- und wasserrechtlichen Genehmigungen verschiedene Pumpversuche vorgeschrieben. Dabei wird das heiße Wasser an die Oberfläche gepumpt und diverse Daten zur Fördermenge und Wassertemperatur erfasst, die auch für den späteren Betrieb wichtig sind.
Die Auswertung ergab: Das erschlossene Thermalwasser besitzt eine Temperatur von rund 80 Grad Celsius und kann auch balneologisch als Heil- und Mineralwasser verwendet werden.
