Wir brauchen realistische Perspektiven und Zuversicht!

Dienstag, 23. März 2021

Liebe Unterschleißheimerinnen und Unterschleißheimer,

als Bürgermeister einer Stadt mit knapp 30.000 Einwohnern sind mir die direkten Begegnungen mit ihnen besonders wichtig, auch wenn derzeit der Austausch viel über Mail, Facebook oder Telefon erfolgt. Dabei spüre ich sehr gut, wie die aktuellen Nachrichten bei vielen von Ihnen ankommen. Erst die Verunsicherung durch den Impfstopp von AstraZeneca, zeitlich die abnehmenden Perspektiven durch den Beginn der dritten Welle und nun die Verlängerung des Lockdowns. Seit bereits einem Jahr nun wird von uns allen sehr viel verlangt. Tiefgreifende, leider notwendige Einschränkungen und dort, wo etwas erlaubt ist, das Abwägen zwischen Sicherheit und Lebenslust. Mancher muss damit umgehen, als Risikopatient besonders gefährdet zu sein. Wir haben Angst um unsere Eltern, um unsere Familie und unsere Freunde. Die Belastung ist sehr hoch.
Jeder Einzelne ist Teil der kollektiven Kraftanstrengung gegen das Virus. Ich finde, wir sollten uns einmal selbst auf die Schulter klopfen. Was wir da gerade zusammen leisten, ist phänomenal! Ich weiß, Sie tun alles, was Ihnen möglich ist. Daher ist es aus meiner Sicht vollkommen angemessen, dass auch Sie von der Politik viel verlangen. Und leider muss ich sagen: Deutschland erfüllt diese Anforderungen gerade nur sehr begrenzt.
Als Kommune erleben wir das Krisenmanagement von Bund und Ländern und versuchen unseren Teil beizutragen u. a. mit dem Testzentrum und dem Impfzentrum am Volksfestplatz. Trotz kurzfristiger Beauftragung waren wir fristgerecht vorbereitet und mussten dann oft auf die Einhaltung der Zusagen der Bundes- und Landesregierung warten. Letzte Woche bestellten wir selbst 8.000 Selbsttests für die Schulen, um die Zeit zu überbrücken, bis der Freistaat endlich seine Ankündigung erfüllt. Diese Perspektive war also nicht realistisch. Wir organisieren in eigener Regie und dank der tollen Unterstützung des örtlichen BRK-Teams Reihentests in den Schulen. Wichtig wäre nach meiner Überzeugung auch ein weiterer Ausbau der Kapazität unseres Impfzentrums, zusätzlich zur Beteiligung der Hausärzte. Mit mehr Impfstoff in den kommenden Monaten werden wir beides brauchen. Die ablehnende Haltung der staatlichen Stellen dazu wird nicht zu einer maximalen Impfgeschwindigkeit beitragen. Zentral wäre aber auch ein Bürokratie-Abbau beim Impfen.
Als Bürgermeister sehe ich es als meine Aufgabe an, die Coronamaßnahmen mit Blick auf Unterschleißheim zu erklären. Und das wird immer umfassender und komplizierter. Wenn man sich täglich lange mit den geltenden Regeln befassen muss, um diese zu verstehen, dann sehe ich da ein Problem. Auch die aktuelle Reiseregelung nach Mallorca ist nicht vermittelbar. Natürlich kann man den Bürgerinnen und Bürgern etwas zumuten. Aber je komplexer die Regeln und desto häufiger diese geändert werden, desto mehr Menschen steigen aus und informieren sich nicht mehr. Wo bleibt da die Perspektive?
Manche Dinge, die passiert sind, stärken auch nicht gerade das Vertrauen in die Politik und ihr Krisenmanagement. Dazu zählt auch die unverzeihbare Maskenaffäre um Provisionen. Die Profitgier einzelner Bundes- und Landtagsabgeordneter sorgen für einen dramatischen Vertrauensverlust bei den BürgerInnen. Da kann das Engagement auf kommunalpolitischer Ebene noch so groß sein.
Gewiss, es wurde viel Notwendiges zur Bekämpfung der Pandemie beschlossen. Jetzt sind aber Land und Bund gefordert, diese Schritte mit ganzer Kraft umzusetzen. Was wir jetzt brauchen, ist Verbindlichkeit in den Ankündigungen zusammen mit dem Fokus darauf, realistische Perspektiven zu schaffen. Mit dem großen Zusammenhalt in unserer Stadtgemeinschaft wird dann auch die benötigte Zuversicht wieder steigen, gemeinsam die Corona-Krise zu meistern und 2021 zum Jahr des Sieges über Covid-19 zu machen.

Herzliche Grüße

Ihr

Christoph Böck

Erster Bürgermeister

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