Stadtbibliothek feiert Jubiläum - 60 Jahre Stadtbibliothek Unterschleißheim (1964 – 2024)

Donnerstag, 16. Mai 2024

Festakt zum 60-jährigen Jubiläum der Stadtbibliothek (v. l.) Ute Palmer, Knut Cordsen, Günther Hartmann, Johannes Ziegler, Josef Meier, Jochen Gnauert, Gabi Manzl, Bürgermeister Christoph Böck, Thomas Christoph

Am Samstag, dem 27. April 2024, wurde das 60-jährige Jubiläum der Stadtbibliothek feierlich begangen. Die Stadtkapelle Unterschleißheim, ein offener Literatursalon, eine Foto-Ausstellung, ein abendlicher Festakt mit Ehrengästen sowie eine musikalisch-literarische Performance rahmten den Festtag.

1963 beschloss der Gemeinderat um Bürgermeister Schmuck – auf Antrag des Gemeinderats Wolfram Stronk – eine Gemeindebücherei ins Leben zu rufen. Daraufhin ging alles Schlag auf Schlag: Der Gemeinderat richtete eine Satzung ein, die Möbelbauer die Bibliotheksräume. Am 26. April 1964 wurde die Gemeindebücherei im gerade neu errichteten „Haus der offenen Tür“, später als Freizeitheim bekannt, feierlich eröffnet. Unterschleißheim hatte zu dieser Zeit gerade einmal 7500 Einwohner. Anfangs betreute die Heimleitung Pia Heizer die Gemeindebücherei in Personalunion. 1973 kam dann mit Ingeborg Lankes die erste hauptamtliche Büchereileitung.

1985 bezog die Gemeindebücherei den Neubau im neuen Gemeindezentrum. Alles neu, auf 450 m², und in bester Lage. Vollzeitpersonal um den ersten Büchereileiter Hans Schuhböck stattete die Bibliothek aus. Vor allem mit vielen neuen Medien, aber auch mit einer modernen EDV-Verbuchung, die im Bibliothekssektor gerade erst langsam Einzug hielt. So konnten die Bücher – ganz ohne Karteikarten – per Lesestift und Barcode ein- und ausgebucht werden. Über ein Computerterminal konnte das Bibliothekspersonal über das Vorhandensein und die Verfügbarkeit bestimmter Medien in den vielen Regalen kompetent informieren. Vom ersten Tag an kamen zahlreiche Besucherinnen und Besucher. Ihnen gefielen die großzügigen Räume und die wohlgefüllten Bücherregale wohl sehr gut. Alle kamen wieder und es sprach sich schnell im Ort herum.

1990 trat Walter Leisering als Büchereileiter an. Eine weitere IT-Stufe wurde erklommen: Mit einem für die damalige Bibliothekslandschaft State-of-the-Art-EDV-Bibliothekssystem konnten die Bibliotheksbesucher an eigenen Terminal-Bildschirmen selbstständig nach ihrer jeweiligen Literatur suchen! Diese technische Innovation durfte der Büchereileiter sogar auf der CEBIT präsentieren!

Der Anspruch, das verlängerte Wohnzimmer der Unterschleißheimer Bürger zu sein, nahm schon den 20 Jahre später ausformulierten Ansatz der Bibliothek als Dritten Ort vorweg – der sichere öffentliche Ort mit Wohlfühlcharakter – ohne Konsumzwang, aber mit Anspruch.

Seit 1993 ist die Veranstaltungsarbeit mit Kindergarten- und Schulkindern ein von den Schulen und Kindergärten geschätzter Beitrag zur Lesemotivation und -förderung und beschert der Bibliothek die Leserinnen und Leser von Morgen und zudem 2006 und 2017 zwei bayerische Kinderbibliothekspreise.

Die ungebrochene Nachfrage nach Büchern und Medien ließ den Medienbestand stetig anwachsen. Die zunehmende Enge in den Bibliotheksräumen führte schließlich 1996 zur ersten Bibliothekserweiterung um die ehemaligen Musikschulräume.

Die große Bibliothekserweiterung erfolgte dann in den Jahren 2003/2004. Danach war die Bibliothek satte 1200 m² groß. Es folgte die Samstagsöffnung, zwei EDV-Systeme, eine Rückgabebox, neue und bequeme Sitzmöbel und alle Medien wurden weitgehend auf Klarschriftsystematik umgearbeitet und kundenfreundlich aufgestellt. Auf zahlreiche Datenbanken, E-Medien-Portale und sogar auf einen Spielfilm-Streamingdienst können die Kunden mittlerweile zugreifen – moderne Zeiten! Und damit man nicht lange nach den gewünschten Medien suchen muss, gibt es jetzt seit kurzem auch einen elektronischen Standort- und Orientierungsplan. Bayernweit bis jetzt noch der erste auf diesem technischen Stand.

Der Samstag, der 26. April 2024, war ein Festtag wie er im Buche steht: Bei herrlichem Wetter spielte die Stadtkapelle morgens vor den Türen der Stadtbibliothek unermüdlich und in gewohnt gekonnter Manier festliche Blasmusik. Drinnen konnten Glückwunschkarten für die „Jubilarin“ auf festliches Papier geschrieben werden und um 09:30 Uhr startete der erste offene Literatursalon in der Lesegalerie mit sechs Autorinnen und Autoren. Die Pilotveranstaltung war ein voller Erfolg, der nach einer Fortsetzung ruft.

Bei seiner Rede zum abendlichen Festakt spannte der Erste Bürgermeister Christoph Böck unterhaltsam und amüsant den Bogen von Umberto Ecos Sichtweise einer öffentlichen Bibliothek, die er in seinem Buch „De bibliotheca“ von 1983 formulierte, zur Geschichte und Gegenwart der Unterschleißheimer Bibliothek und sparte nicht mit lobenden Worten. Die Leiterin der bayerischen Landesfachstellen, Ute Palmer, sprach von lebendigen öffentlichen Bibliotheken und wie diese sich mit immer neuen Angeboten und Ideen dem wandelnden Medien- und Freizeitverhalten anpassen und so ihren Kunden gerecht würden. Sie hob hervor, dass „Bibliotheken freiwillige Leistungen der Kommunen sind. Unterschleißheim setzt hier ein Zeichen und denkt in die Zukunft.“ Der Festredner, der Kulturredakteur und Literaturkritiker Knut Cordsen, führte den Buch- und Bibliotheksbezug über markante Zitate bekannter Persönlichkeiten und literarischer Figuren in einem gewitzten Bogen zu seiner Sichtweise der idealen Bibliothek hin und stellte fest, dass sich Nostalgie und Modernität gut vertragen würden. Er schloss mit den Worten: „Die Chronik der Stadtbibliothek zeigt kontinuierlich steigende Besucherzahlen. Ich wünsche Ihnen, dass der Zustrom anhält.“ Der Bibliotheksleiter Thomas Christoph ließ die vergangenen 60 Jahre von der Gemeindebücherei zur heutigen Stadtbibliothek Revue passieren und dankte allen Weichenstellern, Impulsgebern, dem Bibliotheksteam und vor allem der damaligen Gemeinde und heutigen Stadt Unterschleißheim, die stets vertrauensvolle Unterstützung leistet und die notwendigen Mittel für eine zukunftsfähige und innovative Bibliothek bereitstellt. Den musikalisch-festlichen Rahmen gaben zum großen Vergnügen des Publikums Maria Ballowitz (Violine), Krasimira Kostova (Vioncello) und Viktoria Havrysh (Klavier), allesamt Lehrerinnen der Unterschleißheimer Musikschule. Die Festgäste schlenderten zudem im Rathausfoyer und bewunderten die Fotoausstellung.

Die abendliche Festveranstaltung „60 Jahre Stadtbibliothek Unterschleißheim: eine literarisch-musikalische Reise durch sechs Jahrzehnte Literatur- und Bibliotheksgeschichte“ fand großen Anklang. Die amüsante und spritzige Performance von Marjam Azemoun und Frank Sommer, von Sommerhaus Events, Berlin, brachte 60 Jahre Bibliotheks- und Ortsgeschichte mit den literarischen Höhepunkten und Lesevorlieben der hiesigen Bibliotheksleser höchst unterhaltsam auf der großen Bühne zusammen. Vor zehn Jahren waren die beiden Künstler übrigens auch schon zum 50-jährigen Bibliotheksjubiläum im Unterschleißheimer Festsaal vorstellig. So schloss sich der Kreis und ein schöner und würdiger Festtag fand seinen Ausklang.

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